Im Frühjahr benötigen Pferdeweiden besondere Pflege und Aufmerksamkeit, um gesunde und trittfeste Flächen für die kommende Saison sicherzustellen. Dabei sind mehrere Schritte entscheidend, um die Weiden optimal vorzubereiten.
Weidepflege im Frühjahr
Pferde stammen ursprünglich aus weitläufigen Steppenlandschaften. Unsere Weideflächen sind mittlerweile jedoch so klein, dass die Pferde mehrmals täglich über die gleiche Stelle laufen, was zu einer starken Belastung der Grasnarbe führt. Daher ist es wichtig, dass wir die Flächen entsprechen pflegen: Düngung nach vorheriger Bodenprobe, Flächen schleppen oder striegeln und die Grasnarben durch Nachsaat oder Übersaat ausbessern.
Erhohlungsphasen für die Weide
Zudem sollte die Weide auch immer wieder Ruhephasen haben, in denen sie sich vom Verbiss und Vertritt durch die Pferde erholen kann. Es ist also wichtig, je nach Anzahl der Pferde und Größe der Flächen ein passendes Weidemanagement zu finden, wie beispielsweise Wechselbeweidung bei mehreren Flächen oder eine Teilbeweidung, bei der immer ein Teilbereich der Fläche abgesperrt wird, so dass der für die Pferde nicht zugängliche Teil sich erholen kann. Wer die Pferde auch im Winter auf einer Teilfläche laufen lässt, sollte diesen Teil im Frühjahr rechtzeitig schließen.
Bodenproben und Düngung
Vor der Düngung empfiehlt sich eine Bodenprobe, um den Nährstoffgehalt zu ermitteln und eine bedarfsgerechte Düngung sicherzustellen. So lässt sich eine Überdüngung vermeiden und die Bodenqualität langfristig erhalten.

Schleppen, striegeln oder walzen?
Die Frage ob die Weide/Wiese gestriegelt werden muss, oder ob einfaches schleppen reicht, kann nur durch einen Blick auf die Fläche geklärt werden.
- Schleppen oder Striegeln: Das Schleppen oder Striegeln hilft, Maulwurfshügel zu beseitigen und den Boden zu ebnen. Bei starkem Moosbefall, Hahnenfuß oder Weißklee-Flächen empfiehlt sich das Striegeln. Eine intakte Grasnarbe erfordert lediglich einfaches Abschleppen.
- Walzen: Wiesen und Weiden walzt man, wenn der Boden so locker ist, dass das Gras die Bodenbindung zu verlieren droht. Das ist z.B. der Fall, wenn Wildschweine die Grassoden angehoben haben, oder wenn ein leichter Boden aufgefroren ist. Walzen sollte man also nur bei Bedarf.
Narbenbildende und horstbildende Gräser: Strategien zur Bestandspflege
Es gibt zwei Hauptarten von Gräsern: narbenbildende, die sich durch Ausläufer verbreiten, und horstbildende, die meist nur in Büscheln wachsen.
Narbenbildende Gräser vermehren sich nicht nur über den Samenwurf, sondern auch über Ausläufer (Rizome). Die horstbildenden Gräser kommen oft nicht zum Samenwurf, weil sie schlicht vorher abgefressen werden. Nach und nach werden sie durch unliebsame Kräuter wie Hahnenfuß, Löwenzahn, Wegerich, Ampfer oder auch Giftpflanzen wie Jakobskreuzkraut verdrängt. Diese Unkräuter wurzeln oft tief und haben über Jahre die Energie, wieder nachzuwachsen. So bleiben uns irgendwann nur noch die Unkräuter und narbenbildenden Gräser.
Um auch die horstbildenden Gräser im Bestand zu etablieren, bedarf es, vor allem auf stark genutzten Weiden der Nachsaat. Gräser wie Lieschgras, Knauelgras, Wiesen-Fuchsschwanz und Co. verschwinden sonst komplett aus dem Bestand.
Nachsaat und Übersaat: Effektive Methoden zur Bestandsverbesserung
Mit Nachsaat wird eine maschinelle Einsaat in eine bestehende Grasnarbe bezeichnet, dadurch lassen sich lückige Stellen im Grasbestand ausgleichen. Für Kleinflächen bietet sich auch eine Übersaat an. Hierbei findet die Saat von Hand statt.
Da es im Frühjahr sowieso gilt, Wiesen und Weiden zu schleppen oder zu striegeln, bietet es sich an die Saat entweder kurz vor dem Schleppen oder Striegeln auszubringen, oder gleich in einem Arbeitsgang zu organisieren.
Neuansaaten sollten nach Möglichkeit vermieden werden, weil sie das Risiko bergen, durch das vorherige umpflügen jahrelang vergrabene Kräutersamen in großer Zahl nach oben zu fördern. Diese überwuchern dann gerne die junge Grassaat.
Die richtige Saatgutmischung wählen
Bei der Auswahl des Saatguts ist darauf zu achten, dass die Mischung aus pferdegerechten Gräsern besteht. Es sollte auf keinen Fall Deutsches Weidelgras / Engliches Raygras (Lolium Perenne) in der Mischung enthalten sein. Gerne wird heute auch Wiesenschweidel als Alternative eingemischt. Der Wiesenschweidel ist noch relativ unbekannt, aber ähnlich zuckerreich. Diese Arten erhöhen das Risiko von Stoffwechselerkrankungen beim Pferd.
Beim Kauf von Saatgutmischungen für Pferdeweiden wird oft mit Begriffen wie „fruktanarm“ geworben. Doch ein genauer Blick auf die enthaltenen Gräser zeigt oftmals, dass sich darunter teilweise dennoch Arten befinden, die aufgrund ihrer Nährstoffzusammensetzung für Pferde ungeeignet sind.
Zudem muss die Saatgutmischung an die Standortbedingungen wie Bodenbeschaffenheit, Klima und Mikroklima angepasst sein, um langfristig eine stabile und gesunde Weide zu gewährleisten. Eine ungeeignete Mischung kann nicht nur schlecht anwachsen, sondern auch zu gesundheitlichen Problemen bei den Pferden führen – mit möglicherweise hohen Tierarztkosten als Folge. Daher lohnt es sich, vor der Anschaffung fachlichen Rat einzuholen, um eine bedarfsgerechte und nachhaltige Weidebewirtschaftung sicherzustellen.
Gräserwahl je nach Nutzungsanforderung
Auf viel genutzen Weideteilen, wie Grünpaddocks, oder Paddock-Trails die nicht befestigt werden dürfen, empfiehlt es sich, Wiesenrispe in Reinsaat anzusäen. Die Wiesenrispe (Poa Pratensis) ist ein besonders trittfestestes Nutzgras. Die Wiesenrispe ist ein Narbenbildner und hat somit das Potenzial eine vielgenutzte Fläche laufend zu erneuern.
Weiden hingegen profitieren von artenreichen Mischungen, die auf Trittfestigkeit ausgelegt sind. Jede Grasart hat ihre Vorzüge und so können im Wechsel der Jahre immer wieder andere Arten mit ihren Vorzügen auftrumpfen.
Auf Heuwiesen muss die Mischung nicht ganz so artenreich sein. Allerdings sollten keine Mischungen, bestehend aus reinen Obergräsern eingesetzt werden. Die Erfahrung der vergangenen Jahre haben gezeigt, dass Untergräser dafür sorgen, dass starker Regen nicht gleich auf den Boden prallt und so für eine Spritzverschmutzung am Gras sorgt.
Kräuterbeimischungen
Auf Kräuterbeimischungen im Grassaatgut kann verzichtet werden. Die Kräuter, die je nach Standortbedingungen wachsen, sind in der Regel bereits vorhanden. Zudem kann es vorkommen, dass die gezielte Beimischung dazu führt, dass sich bestimmte Kräuter massiv auf der Weide vermehren und das natürliche Gleichgewicht stören. Andererseits kann es passieren, dass man viel Geld für eine Mischung ausgibt, von der viele Kräuter gar nicht hochwachsen, weil sie für den Standort komplett ungeeignet sind.
Wer Freude an bunten Kräutermischungen hat, sollte daher lieber separate Kräuterpatches anlegen (mehr dazu: https://sanoanimal.de/2024/02/24/kraeuterpatches-mehr-artenvielfalt-auf-der-weide/) . Diese werden von den Pferden gerne angenommen und lassen sich hervorragend in ein Paddock-Trail-Konzept integrieren.
Saatgutmenge berechnen
Die Menge an Grassamen hängt von der Narbendichte ab. Bei dichter Grasnarbe reichen 5 bis 8 Kilogramm pro Hektar. Bei lückigen Flächen, die beispielsweise durch einen feuchten Herbst oder kalten Winter geschädigt wurden, können bis zu 20 Kilogramm pro Hektar erforderlich sein. Neuansaaten, etwa nach Wildschäden, erfordern 35 bis 40 Kilogramm pro Hektar.
Beweidung nach der Saat
Jungpflanzen benötigen nach der Saat Zeit zur Entwicklung. Erste Keimlinge erscheinen frühestens nach etwa zehn Tagen. Das junge Gras sollte ausreichend wachsen, bevor es beweidet wird, denn es braucht all seine Kraft um Wurzeln und Blattmasse zu bilden. Wenn die jungen Triebe zu früh abgebissen werden – und das tun Pferde mit Vorliebe, denn die kleinen Triebe sind besonders schmackhaft – haben sie kaum eine Chance zu überleben. Optimal ist es, wenn die neuen Pflanzen die Größe der bestehenden Grasnarbe erreicht haben, dann hat die Nachsaat Aussicht auf Erfolg. Im Frühjahr kann dieser Zustand bereits nach fünf Wochen erreicht sein, im Herbst dauert es entsprechend länger. Eine regelmäßige Beobachtung des Wachstumsfortschritts ist daher wichtig.
Fazit: Gesunde Weiden durch richtige Pflege
Der Bestand lässt sich durch Nachsaat oder Übersaat gezielt verbessern. Neuansaaten sollten möglichst vermieden werden, um unerwünschten Unkrautwuchs zu verhindern. Maschinelle Arbeiten wie Walzen und Schleppen erfolgen nur bei Bedarf und auf gut befahrbarem Boden.
Die Auswahl der Saatgutmischung für Weiden sollte auf Vielfalt und Trittfestigkeit ausgerichtet sein, wobei strukturierte Mischungen mit Untergräsern für Heuwiesen ideal sind. Besonders wichtig ist, dass die Saatgutmischung individuell auf den Standort abgestimmt wird, um eine optimale Entwicklung der Grasnarbe zu gewährleisten. Da Bodenbeschaffenheit, Klima und Nutzungsart eine entscheidende Rolle spielen, ist es sinnvoll, sich hierzu den Rat eines Experten einzuholen.
Ein sorgfältiges Weidemanagement im Frühjahr legt den Grundstein für gesunde und widerstandsfähige Weiden in der kommenden Saison.
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